Das perfekte Gift – Sergej Lebedew
ISBN: 978-3-10-397058-6, CHF 30.90
Vor wenigen Jahren meinte Lebedew Russland sei „krank vor Angst“ und nur zu gut spürt man diese Stimmung beim Lesen seines Romanes „Das perfekte Gift“. Er beschreibt das Leben zweier Menschen, welche unausweichlich aufeinander treffen werden. Der eine ist Kalitin, ein Biologe und Chemiker, der in einem Forschungslabor auf einer von der Öffentlichkeit abgeschotteten Insel zu Sowjetzeiten den Debütanten entwickelt hat. Jenes perfekte Gift, das dem Roman seinen Namen gibt, tötet binnen weniger Sekunden und verflüchtigt sich anschließend und ist selbst als bei der Erprobung des Giftes seine Frau stirbt und nach seiner Flucht aus der Sowjetunion seine Obsession.
„Sein Schreck war nicht der eines Chemiker, dessen Präparat höllische Wirksamkeit zeigt, sondern der eines Schöpfers, dessen Schöpfung, erdacht als teurer Diener und ergebener Krieger, furios zum Leben erwacht war, den Gehorsam aufgab, der Kontrolle des Schöpfers entglitt.“
Nun, in der Gegenwart, reisen zwei russische Agenten auf verschlungenen Wegen nach Ostdeutschland, um Kalitin mit ebenjenem Gift zu eliminieren. Einer von ihnen ist Lebedews zweiter Hauptcharakter, Oberstleutnant Scherschnjow, ein brutaler Folterknecht, in dem sich eine perverse Lust an der Gewalt mit äußerlicher Ungerührtheit paart und dem das professionelle Töten zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
„Das perfekte Gift“ ist ein mitreissender und lehrreicher Roman, der durch seine bedrohlich aufgeladene Atmosphäre überzeugt. Dass Lebedew einem hier keinen historischen, sondern einen gewaltigen Gegenwartsroman präsentiert, liegt auf der Hand. Währenddessen illustriert er anhand von Kalitins Biografie die sowjetische Wissenschaftsgeschichte von der Stalinzeit bis zur Gegenwart und langweilt dabei nie.
„Offiziell hat es den Deutschen gar nicht gegeben. Die geschlossene Stadt war sein Gefängnis. Aber er verfügte über ein unheilvolles Wissen, hatte früher Experimente durchgeführt, die nicht einmal ihnen erlaubt waren; er hatte viel weiter über den Rand von Schmerz und Tod geschaut – und war bereit, seine Erfahrungen akribisch mitzuteilen.“
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